19.30 Uhr – Stift Obernkirchen Festsaal
S.E. Botschafter Tomás Kafka Botschaft der Republik Tschechien
Tomáš Kafka, geboren 1965, studierte von 1983 bis 1988 an der Prager Karls-Universität Geschichte und Russisch. Er trat in den diplomatischen Dienst der Tschechoslowakei ein. Am 20. August 2020 wurde er Tschechiens Botschafter in Deutschland. 2001 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, 2006 erhielt er den Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung.
Mitteleuropa als Chance
Die Zeiten liegen nicht allzu fern, als man Mitteleuropa im Zuge der historischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts, zunächst des 2. Weltkriegs, später des Einzugs von Kommunismus, für politisch tot erklärt hat. Denn nach dem Zusammenbruch des Ost-Blocks wollten vor allem die im Westen gelegenen Staaten den schnellen Anschluss an Westeuropa, nicht nur für den Wohlstand, besonders aus Aspekten der Sicherheit. Mitteleuropa. Eine faire Chance, den alten Flair aus der K und K Monarchie wiederzuerlangen, bekamen die sogenannten mittel-osteuropäischen Staaten erst, als sie den beiden Westgemeinschaften, der NATO und der EU, Anfang des 21. Jahrhunderts beitreten konnten. Die Bedürfnisse nach Wohlstand wie auch Sicherheit waren endlich bedient und das machte den Weg frei für die Suche nach der eigenen Identität. Doch es zeigt sich, dass nicht auf alle Impulse gleich wie im Westen reagiert wird. Nicht alle EU-Bürger sind gleich und dass die EU neben der westlichen Identität noch eine andere und zwar die mitteleuropäische hat. Ob dies ein Fluch oder Segen ist, mag emotional eine Geschmacksache sein - es ist auf jeden Fall eine große Chance.
19.30 Uhr – Stift Obernkirchen Festsaal
Gebhardt Steinkopf, Oberstudienrat i.R.,
G. Steinkopf wurde 1955 in der Nähe von Braunschweig geboren. Nach Abitur und Studium (Musik und Geschichte) war er von 1983 bis 2020 Oberstudienrat am Ratsgymnasium Stadthagen. Seit 2020 ist er im Ruhestand.
Geschichte Tschechiens / Böhmens vom Mittelalter bis zum Ende des 1. Weltkriegs
Die 1000 - jährige Geschichte Tschechiens / Böhmens von der Gründung im frühen 10. Jahrhundert bis zur Bildung der Tschechoslowakei nach dem 1. Weltkrieg ist durch wenige, zentrale Problemfelder bestimmt:
Vom Beginn an ist es ein Staatswesen, das mehrere Volksgruppen in sich vereint.
Im europäischen Bevölkerungsspektrum ist die slawische tschechische Volksgruppe relativ klein gegenüber der deutschen im Westen.
Zwischen 12.- und 14. Jahrhundert gibt es umfangreiche Anwerbungen deutscher Siedler aus Süddeutschland.
Sie machen einen erheblichen Bevölkerungsanteil aus und bringen „Know-how“, deutsches Recht und Privilegien mit, die ihnen von Anfang an eine Sonderstellung innerhalb des Landes verschaffen.
Die zentrale Lage in Europa und das Sicherheitsbedürfnis führen sehr früh zur Anlehnung Tschechiens / Böhmens an das Deutschen Reich.
Aus der Anlehnung an das Deutsche Reich wird bereits im Spätmittelalter eine Beherrschung durch das Deutsche Reich / das Haus Habsburg, die über Jahrhunderte bis zum Ende des 1. Weltkriegs anhält.
Im 19. Jahrhundert entwickelt sich aus diesen Problemfeldern ein Nationalstaatsbewusstsein, das zur Entstehung der Tschechoslowakei nach dem 1.Weltkrieg führt und das Denken und das Selbstverständnis auch des modernen Tschechien im 21. Jahrhundert bestimmt.
Der Vortrag versucht, die historischen Linien in großen Zügen nachzuzeichnen, um damit Einblicke in die geschichtlichen Wurzeln und das Selbstverständnis dieses Staates zu geben.
19.30 Uhr – Stift Obernkirchen Festsaal
Dr. Verena Wasmuth, Kunsthistorikerin
Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Münster, London und Berlin. Von 1998 bis 2018 Kuratorin der Steinberg Foundation. 2014 Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit zur Glasgestaltung in der sozialistischen Tschechoslowakei, zuvor längere Forschungsaufenthalte in Zürich sowie Düsseldorf. Wissenschaftliche Mitarbeit an internationalen Ausstellungs- und Katalogprojekten mit Glasbezug sowie eigene Veröffentlichungen zum Thema Glas. Seit 2020 Kustodin für Leuchter und Beleuchtungskörper der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Derzeit Aufbau und Betreuung der Bild- und Forschungsdatenbank „Brandenburgisches Glas. Produktionsvielfalt vom 16. bis zum 18. Jahrhundert“.
Das böhmische Glas
Neben Bier und Automobilen ist Glas das wohl repräsentativste Produkt der Tschechischen Republik. Von den mittelalterlichen Anfängen bis in die Gegenwart wird der Vortrag das kommerzielle Glasgewerbe in den böhmischen Ländern ebenso in den Blick nehmen, wie die Bedeutung des Werkstoffs als Kunst- und Kulturgut mit identitätsstiftender Dimension.
19.30 Uhr – Stift Obernkirchen Festsaal
Dr. Stefan Lehr, Bundesinst. für Kultur und Geschichte der Dtsch im östl. Europa
Geboren 1977 in Frankfurt am Main; Studium der Osteuropäischen und Neueren Geschichte und Internationalen Beziehungen in Düsseldorf, Prag, Krakau und Moskau; 2004 M.A. an der Karls-Universität in Prag, 2004-2005 Gerd Bucerius Stipendium „Deutschland und seine östlichen Nachbarn – Beiträge zur europäischen Geschichte"" .2006 Promotion an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.2008 Preis für die „Beste Dissertation des Jahres 2007"" der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität.Seit 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa.
Die Tschechoslowakei zwischen Ost und West nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten die Kommunisten 1948 verhältnismäßig leicht in der Tschechoslowakei an die Macht und richteten das Land nach dem sowjetischen Vorbild aus. Es dauerte zwei Jahrzehnte, bis 1968 in der Reformphase des Prager Frühlings Politik und Gesellschaft nach mehr Freiheit strebten und sich – anknüpfend an die Zwischenkriegszeit – nach Westen orientierten. Der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings folgten zwei Jahrzehnte der Stagnation, die Zeit der sog. Normalisierung. Erst Gorbatschows Perestrojka ermöglichte die erneute Westorientierung des Landes, die 1989 in der Samtenen Revolution mündete und den Dissidenten Václav Havel zum Präsidenten werden ließ, der auch als Wegbereiter einer deutsch-tschechischen Aussöhnung gilt. Der Vortrag wird auf diese zentralen Themen und Wendepunkte der tschechoslowakischen Geschichte eingehen.
19.30 Uhr – Stift Obernkirchen Festsaal
Gerhard Radtke, Lehrer i. R., Autor
Autor, Kabarettist und Rezitator
bis zur Pensionierung Lehrer an verschiedenen Schulen im Landkreis Schaumburg (Haupt- und Realschulen, Integrierte Gesamtschulen)
zahlreiche Veröffentlichungen in pädagogischen Fachzeitschriften
nach der Pensionierung ehrenamtliche Tätigkeiten in Obernkirchen (Stadtbücherei, Museum, Sprachunterricht für Flüchtlinge, Mitarbeit bei „Treff im Stift“)
Entwicklung und Aufführung eigener Kabarett- und Leseprogramme;
Texte und Vorträge zu historisch-politischen Themen
Ein neuer Staat in der Mitte Europas: Die CSR zwischen 1918 und 1948
Im Zuge der Neuordnung Europas nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entstand mitten in Europa ein Staat, den es bis dahin und in dieser Konstellation noch nie gegeben hatte: Die Tschecho-slowakische Republik - ein demokratischer Staat, der sich seine Akzeptanz erst erarbeiten musste,
weil er nach seiner Gründung bei seinen Nachbarn zunächst auf kritische Distanz oder gar entschiedene Ablehnung traf und der auch im Inneren von Unruhe und Heteregonität gekenn-zeichnet war.
Der Vortrag beschäftigt sich mit der wechselvollen Geschichte der CSR von der Entstehung über die deutsche Okkupation bis zu ihrem Ende: Der Umwandlung in ein kommunistisches Staatswesen
(CSSR) und dessen Einbindung in den Machtbereich der Sowjetunion.
Ein besonderes Augenmerk gilt den Ereignissen des Jahres 1938, in dem das nationalsozialistische
Deutschland die Zerstörung der CSR aktiv betrieb, ohne daran ernsthaft von Großbritannien und Frankreich – den Garantiemächten der tschechoslowakischen Unabhängigkeit – gehindert zu werden. In diesem Zusammenhang werden auch die Nationalitätenkonflikte innerhalb der CSR genauer beleuchtet, die bis in die jüngste Vergangenheit für erbitterten Streit und politische Aus-
einandersetzungen gesorgt haben (Sudetendeutsche, slowakische Unabhängigkeit).
Am Ende werden sich die Zuhörinnen und Zuhörer ein Bild davon machen können, welcher äußeren und inneren Voraussetzungen und Bedingungen gerade kleinere Nationen bedürfen, um sich als allseits anerkannte und erfolgreiche Staaten mit gesicherten Grenzen in Europa etablieren zu können.
19.30 Uhr – Stift Obernkirchen Festsaal
Arnd Brummer, Journalist und Publizist
Arnd Brummer (* 1957 in Bad Mergentheim) ist ein deutscher Journalist und Autor. Er war geschäftsführender Herausgeber der von der evangelischen Kirche veröffentlichten Zeitschrift Chrismon.
Jan Hus „ warum ein frommer Katholik auf dem Scheiterhaufen endet“
Vor 600 Jahren wurde der Priester Jan Hus in Konstanz als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Er hatte sich geweigert, seine Thesen zu Kirche und glauben zu widerrufen. „wir sind Hussiten sagte hundert Jahre später Martin Luther. In Böhmen wurde Hus zum Nationalhelden, weil er die tschechische Sprache maßgeblich beeinflusst hat. Das gab den Tschechen oder Böhmen, die bis dahin ein „Knechtsvolk“ im Heiligen römischen Reich, ein neues Selbstbewusstsein. Arnd Brummer zeichnet Hus ´ Lebensweg nach. Und fragt: Was bleibt von dem böhmischen Reformator?
19.30 Uhr – Stift Obernkirchen Festsaal
Volkmar Heuer-Strathmann, Oberstudienrat i.R.
Geboren am 7. Januar 1953 in Neuwied
Abitur 1971 am Ulricianum in Aurich
Studium der Germanistik und der Politischen Wissenschaften an der heutigen Leibniz Universität in Hannover, 1977: I. Staatsexamen
Zivildienst in Hannover von 1977 bis 1979
Referendariat in Celle, 1981: II. Staaatexamen
Von 1981 bis 2019 Lehrer mit den Fächern Deutsch, Politik-Wirtschaft, Darstellendes Spiel an Schulen in Stadthagen, Bückeburg und Peking
Seit 1995 weit gefächerte Tätigkeiten als Journalist, Referent und Autor
Annäherung an Franz Kafka durch Tagebücher, Notizen, Briefe und Miniaturen
Franz Kafka, dieser Sohn der Stadt Prag, hat es seiner Leserschaft nicht leicht gemacht. Mir auch nicht. Doch ich durfte erleben, erst als junger Leser aus Leidenschaft, dann als einfacher Deutschlehrer, schließlich als literaturbesessener Mensch, der auch bisschen schreibt, wie viel Weisheit, Vieldeutigkeit und Anregung in all dem steckt, was er an Werken, Notizen, Briefen hinterlassen hat. Unterhaltsamkeit kommt irgendwann auch hinzu. Und man lernt Menschen kennen, etwa seine Familie, dann die Damen, die ihm wichtig waren, und all die literarischen Figuren, die Teil und Ausdruck seines Lebens waren und mein Leben wahnsinnig bereicherten. Existentielle Einsamkeit ist auch ein verbindendes Thema – mitten unter Menschen.
In der Veranstaltung werde ich mich bemühen, von Leben, Werk und Lebensstationen ausgehend, Wege aufzuzeigen oder zu betreten, die zu Franz Kafka führen können. Eine akademische Vorlesung muss nicht befürchtet werden, weiß ich doch schon seit gut 50 Jahren von Franz Kafka, was gilt und zählt: „Du bist die Aufgabe. Kein Schüler weit und breit.“ Wir werden ins Gespräch kommen, da bin ich ganz sicher. Vorkenntnisse werden nicht erwartet, Schäden durch schlechten Deutschunterricht werden behandelt...
19.00 Uhr Stiftskirche St. Marien
Regina Ackmann, Organistin
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